Petersberg

Kleine Landeskunde – Heute: der Petersberg, ein Vulkanhügel

In Deutschland gibt es mehrere Orte, die den Namen Petersberg tragen. Mein Routenplaner bietet mir immerhin elf an. Und das nur in Deutschland, denn es gibt auch in Rumänien und Italien (Südtirol) Orte dieses Namens. Das Petersberg, das ich meine – Omas Petersberg, liegt wenige Kilometer nördlich von Halle/Saale im Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Der Ort liegt am Südhang eines gleichnamigen Hügels. Er hat etwa 680 Einwohner und ist heute in der Einheitsgemeinde Petersberg, die aus 11 Ortschaften besteht, aufgegangen.
Auf dem Hügel stehen vier markante Bauwerke: Die romanische Stiftskirche St. Peter, ein Sendemast der Telekom, ein Bismarckturm und ein häßlicher grüner Betonquader von der Größe eines Wohnhauses. Über seinen ursprünglichen Zweck  kursieren widersprüchliche Aussagen. Der Hügel wird von den Einheimischen nur der ‚Berch‘ genannt. Er hat eine Höhe von ca. 250m über NN und von etwa 93m über Grund. Bis ins 14. Jahrhundert war er als Lauterberg oder Mons Serenus (*) bekannt. Über die Bedeutung dieses Namens kann ich nur spekulieren.
Seinen jetzigen Namen bekam er von der Stiftskirche, die zu einem Augustinerchorherrenstift, also einem Kloster, gehörte. Bis heute hält sich die Sage, daß der ‚Berch‘ die höchste Erhebung nach Osten bis hin zum Ural sei.

Das Kloster wurde um 1124 von den Wettinern im Zuge der Sicherung der eroberten slawischen Gebiete an der Saale gegründet und zur Grablege des Geschlechts bestimmt.
Ausgrabungen in den 70er Jahren erbrachten Hinweise, daß sich auf dem Hügel vorher eine slawische Kultstätte befunden haben könnte. Im 16. Jahrhundert wurde das Kloster aufgelöst, und Kirche und Klostergebäude verfielen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bauten sich Neusiedler im Zuge der Bauernbefreiung zu Füßen des ehemaligen Klosters ein Dorf, das sie ebenfalls Petersberg nannten. Sie benutzten die Klosterruine als Steinbruch, um Baumaterial für ihre Höfe zu gewinnen. Die Ruine der im 17. Jahrhundert abgebrannten Kirche blieb weitgehend unversehrt.
Historische Abbildungen zeigen den Petersberg kahl und unbewaldet, über den Grund dafür kann man ebenfalls nur spekulieren.
Heute ist er stark bewaldet, und man sieht sieht von unten vor lauter Bäumen gerade mal die Dächer der Bauten. In der Mitte des 19. Jahrhunderts, als das Interesse der Deutschen an ihrer Geschichte wuchs, wurde die Kirche weitgehend originalgetreu rekonstruiert und neu geweiht (1853 – 1857). Als authentisches romanisches Bauwerk ist sie hierzulande eine Seltenheit.

Diese Grafik ist eine Farbstudie, die zu Beginn des Neuaufbaus gemacht wurde.

Heute wird sie von der Christusbruderschaft, einem evangelischen Orden, betrieben.

Und so sieht das Innere der Kirche heute aus.

Der ‚Berch‘ ist für die Bewohner des nördlichen Saalekreises und für die Hallenser ein beliebtes Ausflugsziel. Es gibt ein Museum, einen Tierpark, eine Sommerrodelbahn und Gastronomie. Sportive Radler schinden sich, um den Gipfel zu erreichen. Spaziergänger finden rund um den Hügel ihre Wege. Es gibt einen großen Parkplatz, auf dem regelmäßig Flohmärkte abgehalten werden. In einem Steinbruch wird roter Quarzporphyr abgebaut.
Im Gut der ehemaligen preußischen Staatsdomäne finden Volksfeste statt, und bei diesen Gelegenheiten, oder auch ständig im Museum, kann man eine spezielle Domänenspirituose kaufen. Das Museum ist im alten Forsthaus der Domäne, einem Vierseithof von 1752, untergebracht.

Im Museum Petersberg zeigen wir Ihnen eine Ausstellung zur Geschichte des historischen Saalkreises, einer der ältesten historisch gewachsenen Gebietskörperschaften Mitteldeutschlands. Den Ausstellungsteil ‚Kultur- und Sozialgeschichte des 19. Jh.‘ ist im Stallraum des früheren Wirtschaftsgebäudes untergebracht. An der Stirnseite des Gebäudes steht für Sie die Tür zu einer historischen Backstube offen. An einigen Sonntagen im Jahr wird der altdeutsche Backofen wie zu Zeiten der alten Förster mit Holz geheizt und nach überlieferten Rezepturen Brot gebacken.“
(Quelle:
www.museum-petersberg.de)

Das Museum wird auch als Galerie genutzt. Künstler stellen Fotografien, Grafiken und Malereien aus. Regelmäßig finden Lesungen, Gesprächsrunden und Konzerte statt. Und wenn der alte Backofen angeheizt ist und der Speckkuchen eingeschossen wurde, ist der halbe Saalekreis auf den Beinen …

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(*) serenus – (lat.) heiter, klar, ruhig; 
                      Tatsächlich ragt der ‚Berch‘ klar und deutlich aus dem
                      eher flachen Umland hervor, man sieht ihn wie eine Landmarke aus allen
                      
Himmelsrichtungen, wir sind am Rande der Leipziger Tieflandbucht.
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© Bernd Mai 2012

2 Responses to Petersberg

  1. Maria says:

    Ja, Petersberg gibt es bei uns (Südtirol) einige, und eins davon ist ganz in meiner Nähe, deren Musikkapelle ist auch hoch angesehen.
    Auf deinem Bild sehe ich aber auch, dass dieses Petersberg eine Wahre Kornkammer ist, ein Paradies!

    • Lipsiator says:

      Ja, Maria, unsere Gegend hier in Mitteldeutschland ist sehr fruchtbar. Der Anbau von Getreide bestimmte jahrhundertelang den Feldbau. Aber immer mehr Bauern bestellen ihre Felder umjährig mit Raps, aus dem Biodiesel gewonnen wird. Die großen Flächen der Genossenschaften oder Agrar-GmbHs unterstützen diesen Trend. Die blühenden Rapsfelder sehen sehr schön aus. Aber ich habe bei ihrem Anblick kein gutes Gewfühl.

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