Schkopau

Schkopau ist kein typisches Ausflugsziel, schon gar nicht für reife Menschen mit Sinn für Kunst, Kultur und alles Schöne. Es ist eine Kleinstadt mit etwa 11.000 Einwohnern, 6 km nördlich von Merseburg und 11 km südlich von Halle/Saale gelegen. Die Stadt lebte und lebt von der Chemieindustrie. Das historisch interesanteste Gebäude ist ein Renaissance-Schloß, das heute als Hotel genutzt wird, und es ist auch das einzige. Dafür liegt Schkopau aber an der Saale.


Wir haben den Weg die Saale hinauf geschafft. Das Fahgastschiff legt an und der Bootsmann bekommt wieder mal zu tun.

Der Weg von der Anlegestelle zum Schloßhotel ist ein angenehmer Spaziergang durch eine Landschaft, die unmerklich in einen Park übergeht. Der Gedanke, daß ein so schönes Schloß als schnödes Hotel, wenn auch der gehobenen Art, genutzt wird, war mir nicht angenehm. Das ist aber sicher besser, als wenn es verkäme.
Gut gelaunt und hungrig betraten wir das Hotelrestaurant. Jedermann ging davon aus, daß wir erwartet werden, und daß wir eine Platzreservierung haben.
Das war jedoch ein Irrtum.
Die Mitglieder einer zweite Reisegruppe und einige der unseren verließen unter Protest das Etablissement. Die meisten unserer Gruppe jedoch ließen sich nieder und harrten der Dinge.
Das Hotelrestaurant ist nicht auf Laufkundschaft eingestellt. Man richtet Hochzeiten und andere größere Events aus. Für den Nachmittag war eine  Hochzeit angemeldet, die ersten Gäste bummelten schon über den Schloßhof. Das Servicepersonal war noch gar nicht vor Ort, und die Küche war offensichtlich mit den Vorbereitungen für das Hochzeitsessen beschäftigt.
Trotzdem gelangen es dem Service und der Küche, in kürzester Zeit zwei Speisen anzubieten und die unerwarteten Gäste mit Getränken und einem guten Essen zu versorgen. Wir waren immerhin etwa zwanzig Leute.
Eine großartige Leistung, Chapeau!
Den Schuldigen an dem Debakel hatte ich schnell ausgemacht: Eine hippelige alte Dame, die sich gern im Wohlwollen ihrer ehemaligen Kollegen sonnt, die aber zu faul, zu bequem oder einfach unfähig ist, die Ausflüge ihrer Gewerkschaftsgruppe ordentlich zu planen und zu organisieren.

Ich hoffe, sie liest diesen Artikel.

(c) Bernd Mai 2014

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