Anhalt

Kleine Landeskunde – Heute: Anhalt
(Neuauflage)

Die historische Region Anhalt liegt auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt (ST). Sie entstand um 1212 als Fürstentum der Askanier, feiert also dieses Jahr (2012) ihren 800. Geburtstag. Der Name ‚Askanier‘ bezieht sich auf ihre Residenz Aschersleben – lat. ‚Ascania‘ – und der Name ‚Anhalt‘ wird sagenhaft auf eine Burg oder Stadt zurückgeführt, die aus Stein – also ohne Holz = onholt – gebaut war.

Die Lage des historischen Anhalt im heutigen Land Sachsen-Anhalt.

(Quelle: www.anhalt-askanien.de)

Durch Erbteilung wurde das Fürstentum immer wieder zersplittert, bis sich im Jahre 1863 die drei verbliebenen Herzogtümer A.-Köthen, A.-Bernburg und A.-Dessau zum einheitlichen Herzogtum Anhalt zusammenschlossen, und Dessau wurde Hauptstadt.

Das Herzogtum Anhalt 1863 - 1918. (Quelle: Wikipedia)

 Im Jahre 1918 wurde aus dem Herzogtum der Freistaat Anhalt, der bis 1935 existierte. Nach 1945 wurde kurzzeitig der Freistaat neu gegründet, der sich aber bald mit der preußischen Provinz Sachsen zum Land Sachsen-Anhalt zusammenschloß. 1952 wurden in der DDR die Länder entmachtet, und aus Sachsen-Anhalt wurden die Bezirke Halle und Magdeburg gebildet. Im täglichen Sprachgebrauch blieb jedoch der Name ‚Anhalt‘ erhalten. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde das Land S.-Anhalt erneut installiert, wobei einige kleinere Gebiete – wie z. B. Delitzsch – an Sachsen gingen.
Anhalt hat eine große Geschichte, und die Namen bedeutender Persönlichkeiten der Historie sind mit Anhalt verbunden. Da wäre zuerst natürlich die russische Zarin Katharina die Große (1729-1796) zu nennen, die als Sophie von Anhalt-Zerbst geboren wurde. Als weitere Persönlichkeit wäre Leopold I., Fürst von Anhalt-Dessau (1676-1747), von Bedeutung. Er ging in die Geschichte als der Alte Dessauer ein. Er stand als Militär in preußischen Diensten und war als General recht erfolgreich. Er reformierte das preußische Heer und machte es zum schlagkräftigsten in Europa. Und ganz nebenbei führte er den Gleichschritt ein. Er war als Wirtschaftsreformer tätig und heiratete gegen alle Widerstände eine Bürgerliche. (Eduard von Anhalt bezeichnete kürzlich diesen Umstand sinngemäß als „Rettung der Familie“.) In Leipzig soll er die Gose, ein beliebtes obergäriges Bier, eingeführt haben, aber das kann Gerede sein.
Der berühmte Wörlitzer Park in der Nähe von Dessau entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter der Regierung des aufgeklärten Despoten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817), der von seinen Untertanen respektvoll „Vater Franz“ genannt worde sein soll.
Johann Sebastian Bach (1685-1750) war von 1717 bis 1723 beim Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen als Kapellmeister angestellt, bevor er nach Leipzig ging.
Der geniale Erfinder, Konstrukteur und Unternehmer Hugo Junkers (1859-1935) gründete 1895 in Dessau mehrere Firmen, in denen auch die berühmte Ju-52 entwickelt und gebaut wurde.
Was noch? Das Bauhaus, eine Hochschule für Kunst, Design und Architektur, die erste Adresse für Design der Moderne im 20. Jahrhundert, kam 1925 nach Dessau, nachdem man es in Weimar vor die Tür gesetzt hatte. 1926 wurde das von Walter Gropius entworfene neue Bauhausgebäude eingeweiht. Noch heute pilgern Tausende nach Dessau, um den rekonstruierten vorbildhaften Bau zu besichtigen.

Bauhaus in Dessau (ST) - das Hauptportal

Verzeihen wir also Anton die kleine anhaltische Ungenauigkeit. Der Name ‚Anhalt‘ manifestiert sich heute noch im Namen der Stadt ‚Südliches Anhalt‘ und im Namen des Landkreises ‚Anhalt-Bitterfeld‘, wobei Bitterfeld nie zu Anhalt gehört hat …
Die Frage aber, ob man die Bewohner Anhalts ‚Anhaltiner‘ oder ‚Anhalter‘ nennt, spaltet das gesamte Bundesland. Aber Anton denkt, das es ähnlich sei wie mit den ‚Weimaranern‘ und den ‚Hannoveranern‘ …

(c) Bernd Mai 2012

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