Die Mühle wird in einem Lehensbrief von 1451 das erste Mal erwähnt. Sie steht nahe des Dorfes Krosigk (ST) auf dem Mühlenberg. Durch Brände und Unwetter wurde sie wiederholt zerstört. Der 30-jährige Krieg und die Befreiungskriege richteten schlimme Zerstörungen an. Und sicher wurde sie von durchziehenden Soldaten auch immer wieder geplündert.
Nichtsdestotrotz war sie bis nach 1918 in Betrieb. Eine nahe gelegene Wassermühle mit ebenso wechselvoller Geschichte konnte wohl keine echte Konkurrenz sein. Der Boden der umliegenden Felder ist fruchtbar.
In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts jedoch ist sie vollständig abgebrannt, und sie wurde nicht wieder aufgebaut.
Um 1994 entstand in Krosigk die Idee, da man schon eine Wassermühle hatte, die Windmühle auf dem Mühlenberg gewissermaßen neu erstehen zu lassen. Man beschaffte sich eine halbwegs intakte Mühle aus Golma bei Landsberg (ST), setzte sie nach Krosigk um und begann mit der Restaurierung. Treibende Kraft war der Mühlenverein des Ortes. Die Mühle wurde 1996 völlig restauriert eröffnet.
Am 11. und 12. Januar 2007 tobte der Sturm „Franz“ über Mitteldeutschland. Die Mühle stürzte um und wurde stark beschädigt. Man schätzte die Kosten des Wiederaufbaus auf 200.000 Euro. Der Wiederaufbau begann im Winter 2008/2009. Zum Tag des Denkmals, am 12.09.2010 war er beendet, und die Mühle wurde erneut unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eröffnet.
Jeden dritten Sonntag im Monat gegen 10:00 Uhr treffen sich die Mühlenfreunde bei Krosigk auf dem Mühlenberg, und neugierige Gäste sind jederzeit willkommen.
- Die Bockwindmühle von Krosigk – so wie sie sich dem Besucher präsentiert.
- Die Bockwindmühle – eine Seitenansicht. Ich weiß nicht, welche Himmelsrichtung. Aber da sie ja drehbar ist, ist das sicher egal. 🙂
- Die Bockwindmühle – Fassade mit Fenstern. Man denkt, daß gleich der Müller rausschaut. Tut er aber nicht.
- Ein Flügel – man erkennt die Jalousienklappen. Je nach Windstärke können die Klappen verstellt werden, um einen gleichmäßigen Lauf zu erzielen. High-Tech des 19. Jahrhunderts.
- Diese Technologie wurde wahrscheinlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt.
- Man konnte bei der Drehzahlregelung auf die Erfahrungen mit den Dampfmaschinen zurückgreifen.
- Mit dieser sinnvollen technischen Vorrichtung konnten die Jalousien bei laufendem Betrieb verstellt werden,
- Im Inneren der Mühle befand sich ein Fliehkraftregler, den man auch von der Dampfmaschine kennt.
- Vorher mußte man die Mühle anhalten, die Bespannung oder Beplankung umbauen, wenn sich die Windstärke änderte.
- Ein alter Mühlstein. Man erkennt leider nicht, daß er in seiner Oberfläche Rillen und Kerben hat, die das Mahlen erst möglich machen. Der Handwerker, der den Stein „schärfte“ war ein gefragter Mann.
- Dieser Baumstamm wird „Sterz“ genannt. Mit ihm drehte der Müller die gesamte Mühle in den Wind. Bei anderen Modellen brauchte man nur die Kappe zu drehen (Holländermühle).
- Fensterstudie – von dort aus konnte der Müller seine Flügel kontrollieren – vielleicht war das Fenster aber nur da, damit Licht hereinkam.
- Man sieht, daß das Holz neu ist. Der Sturm „Franz“ hatte leider ganze Arbeit geleistet.
- Aber es ist schön, daß es noch immer Handwerker gibt, die sich auf die alten Techniken verstehen.
- Es ließ sich wohl nicht umgehen, auch moderne Materialien einzusetzen. Gewindestangen, moderne Muttern und Flachstähle kamen früher sicher nicht zur Anwendung.
- Die Mühle wurde zuerst auf dem Schürboden liegend „zusammengebaut“ und passend gemacht (Abbund). Damit man sie an Ort und Stelle wieder ordentlich zusammenfügen konnte, brachte man diese Markierungen (Abbundzeichen) an.
- Mühlen wurde zu jeder Zeit nicht nur zum Mahlen von Getreide verwendet: Entwässerung, Drahtziehen, Erzzerkleinerung, Farbpigmente mahlen usw.
- Und mit diesem interessanten Blick in die Sonne machen wir Schluß.
Das Dorf Krosigk liegt etwa 15 km nördlich von Halle an der Saale im Saalekreis. Es ist Bestandteil der Einheitsgemeinde Petersberg. Über Landstraßen, Bundesstraße und Autobahn ist es leicht zu erreichen.
Schau Dir den obigen Link an oder frag Dein Navi!
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Und um der Tradition Genüge zu tun, hier noch ein paar Sprüche zum Thema ‚Windmühle‘:
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Eine Mühle, die nicht läuft,
ein Müller, der nicht säuft,
ein Mädel ohne Geld
sind drei verkehrte Dinge auf der Welt.
Wer zuerst kommt, der mahlt zuerst.
Wenn der Müller ohne Brot, ist im Lande große Not.
Brüderchen, du kannst den Wind
niemals nach der Mühle drehn.
Dreh die Mühle nach dem Wind
und sie wird vortrefflich gehn.
(Aus Russland)
Ärgerlich
Aus der Mühle schaut der Müller,
Der so gerne mahlen will.
Stiller wird der Wind und stiller,
Und die Mühle stehet still.
So geht’s immer, wie ich finde,
Rief der Müller voller Zorn.
Hat man Korn, so fehlt’s am Winde,
Hat man Wind, so fehlt das Korn.
(Wilhelm Busch)
(c) 2011 und 2016 Bernd Mai
Mal wieder ein sehr interessanter Bericht. Weiter so.