Das sachsen-anhaltische Städtchen Löbejün (Wettin-Löbejün, wenige Kilometer nördlich von Halle/Saale) ist wegen dreier Fakten bekannt:
– Sie ist die Geburtsstadt des Balladenkomponisten Carl Loewe *,
– sie hat an der A 14 eine Autobahnabfahrt und
– in ihren Gemarkungen wurde und wird der Löbejüner Porphyr abgebaut.
Wenn man von Löbejün über Merbitz und Nauendorf zur B 6 oder zur A 14 fährt und kurz hinter dem Ortsausgangsschild nach rechts in einen Feldweg einbiegt, kommt man zu einem kleinen Parkplatz. Man ist auf dem Gipfel eines Hügels, und wenn man ein paar schritte weitergeht, bietet sich dieser Anblick:
Das ist der „Aktienbruch“, ein aufgelassener Steinbruch, in dem früher der berühmte Löbejüner Porphyr abgebaut wurde. Wenige Meter weiter befindet sich ein weiterer Steinbruch, der nach wie vor in Betrieb ist.
Das Wetter war schön, und ich war auf dem Heimweg. Ich hatte die Kamera dabei, und mein kleiner Abstecher sollte sich lohnen.
- Wir sind in Deutschland, das ist nicht zu übersehen.
- Ich mache ein paar Aufnahmen vom Steinbruch, um mir einen Überblick zu verschaffen.
- Dann benutze ich den Zoom: Tatsache, da klettert einer!
- Trotz der großen Entfernung ein spannender Anblick.
- Ich habe den Eindruck, der Mann ist ganz alleine.
- Ziemlich leichtsinnig, finde ich.
- Er hat etwa die Hälfte der Strecke geschafft. Ich schätze die Höhe der Wand …
- … auf etwa 25 – 30 m.
- Das ist doppelt so hoch, wie mein Wohnhaus.
- Noch ein wenig Anstrengung, und …
- … er hat einen Absatz erreicht. Eine Möglichkeit zum Ausruhen.
- Aber er fackelt nicht lange und …
- … macht sich an die letzten Meter. Aber …
- … die Wand ist wohl zu glatt, und er bricht den Versuch ab.
- So, und jetzt wird abgeseilt!
- ‚Runter geht schneller als ‚rauf, so ist das!
- Der Abstieg …
- … ist geschafft. Er hat wieder sicheren Grund unter den Füßen. Berg heil!
Ich höre Stimmen, und jetzt ist klar, daß der Kletterer keineswegs allein ist, er hat jemanden dabei, der ihn sichert. Na, wenigstens war er nicht leichtsinniger als unbedingt nötig.
Die letzten paar Meter seines Abstiegs habe ich gefilmt:
Und hier geht’s zum Video „In der Wand“
Wahren wir die Tradition und schauen wir, was kluge Köpfe dazu sagen. Die folgenden beiden Sprüche werden Wolfgang Güllich zugeschrieben. Der deutsche Sportkletterer wurde 1960 geboren und kam 1992 durch einen Autounfall ums Leben. Er ist heute eine Kletterlegende und sein Grab in Obertrubach eine Wallfahrtstätte.
„Pessimistisch gesehen wird beim einfingrigen Klimmzug der Finger sehr stark belastet. Optimistisch gesehen werden dabei die restlichen 9 Finger geschont.“
„Der wichtigste Muskel beim Klettern ist das Hirn.“
Wahrscheinlich hatte er recht …
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* Carl Loewe, 1796 – 1869, deutscher Komponist; vertonte mit Vorliebe
die Balladen der deutschen Klassiker, z. B. Goethes „Erlkönig“
(c) 2013 Bernd Mai