Anton weiß nicht mehr, wann er das erste Mal das französische Wort „Rillettes“ gehört hat. Aber er wußte schon immer, daß man Gänse- oder Entenfleisch sehr lange mit einigen Zutaten köcheln lassen muß, um den Brotaufstrich herzustellen.
Als er in seinem Lieblingssupermarkt deutsches Rillettes aus Schweinefleisch entdeckte, hat er sofort zugegriffen. Und siehe: Es hat ihm geschmeckt. Von da an kaufte er das Produkt mehr oder weniger regelmäßig.
Bis er eines Tages befand: Das Zeug schmeckt nicht mehr! Es schmeckte von Charge zu Charge weniger gut, irgendwie nach schlechtem Schmalzfleisch, und Anton stellte den Kauf des Produkts ein.
Aber er behielt es im Hinterkopf …
Während einer Städtereise nach Paris (Paris, ach, Paris!) übernachtete Anton in einem drittklassigen Hotel in der Nähe der Porte de Orleans im Süden der Stadt. Das Frühstück war lausig, und zum Mittagessen genehmigte sich Anton wegen der Preise nur ein „sandwiche“, ein halbes Baguette mit irgendwas belegt, für stolze fünf Euro (€ 5,00). In der Avenue du General Leclerc fand Anton einen Supermarkt, in der es Rillettes in verschiedenen Ausführungen zu kaufen gab. Anton kaufte eine Portion und ein wenig Brot, um seine tägliche Kost aufzubessern. Das Abendessen dagegen wurde ihnen in einem nahen Restaurant in duchaus guter Qualität serviert.

Rillettes - ein köstlicher Brotaufstrich aus Frankreich, hier aus Schweinefleisch, und vor allem: Selbstgemacht!
Der Sympathisant wird fragen: Wer, zum Teufel, war General Leclerc, daß man nach ihm eine Straße in Paris benennt?
Nun, das war der General der „Freien Franzosen“, der am 25.8.1945 mit seinen Soldaten als erster in Paris einmarschierte und die Stadt gewissermaßen symbolisch befreite. Er hatte jedoch keine Ahnung, daß ein amerikanischer Frontberichterstatter namens Hemingway unterdessen schon mal vorsorglich das Hotel „Ritz“ befreit hatte, und mit seinem Stoßtrup aus amerikanischen Soldaten und französischen Partisanen schon lange in der Bar des Hotels herumlümmelte und den Sieg auf seine Weise feierte. Er hatte einfach die Alkoholvorräte der Bar requiriert. Das jedenfalls behauptet die Legende. Und wenn es auch nicht stimmt, so ist es doch gut ausgedacht.
Anton hat das „Ritz“ nicht einmal gesehen. Aber er erinnert sich daran, wie das Original-Rillettes geschmeckt hat. Auf einem Stück frischen Baguettes. (Altes Baguette ist übrigens ungenießbar und kann auch nicht aufgebacken werden. Das ist der Grund, warum französische Bäcker auch sonntags arbeiten müssen, schon immer.) Und er beschloß, den wunderbaren Brotaufstrich selbst herzustellen…
Und hier gehts zur Koch-Show „Rillettes nach der Art von Anton“!
Hemingway: Ernest Miller Hemingway (1899 – 1961); einer der bedeutendsten US-amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, machte sich auch als Reporter, Abenteurer und Kriegsberichterstatter einen Namen, war für mehrere Schriftstellergenerationen stilprägend.